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Funktion und Aufbau von Bibliothekssystemen

  • Metadatenstandards in Bibliotheken (MARC21)
  • Installation und Konfiguration von Koha
  • Marktüberblick Bibliothekssysteme

Metadatenstandards in Bibliotheken (MARC21)

  • MARC21: International verbreiteter Metadaten-Standard, begründet von der Library of Congress 1999: https://www.loc.gov/marc/bibliographic/
  • Hat eigenes Binärformat (.mrc), gibt's aber auch als XML
  • wegen unterschiedlicher Katalogisierungsregeln und der Möglichkeit eigene Felder zu belegen, weicht die Verwendung international und auch nach Institution stark vom vermeintlichen Standard ab
  • wird zukünftig voraussichtlich von BIBFRAME, einem Datenmodell basierend auf RDF, abgelöst
  • Koha und alle anderen großen Bibliothekssysteme basieren auf MARC21 oder unterstützen es als Austauschformat

Übung: Vergleich MARC21 und Dublin Core

  • Dublin Core ist ein Standard, der als kleinster gemeinsamer Nenner gilt
  • Als Beispiele nutzen wir den Katalog der Bibliothek der FH Graubünden
  • Wir beziehen die Daten über die SRU-Schnittstelle von Swissbib (auf das Thema Schnittstellen und SRU gehen wir an einem anderen Tag noch ein)

Aufgabe (15 Minuten): Laden Sie über das Formular auf der Webseite http://sru.swissbib.ch Daten mit den folgenden Parametern einmal im Format MARC21 und einmal im Format Dublin Core und vergleichen Sie diese.

Searchfield value
dc.possessingInstitution E27
dc.title open access

Note:

  • Das Projekt Swissbib sammelt Metadaten aller schweizer Universitätsbibliotheken, der Nationalbibliothek und einiger Kantonsbibliotheken sowie weiterer Institutionen.
  • Der gemeinsame Katalog ermöglicht eine übergreifende Suche, gleichzeitig bietet Swissbib auch Schnittstellen an, über welche Metadaten der teilnehmenden Institutionen zentral bezogen werden können.
  • Siehe auch: Dokumentation Swissbib SRU

Installation und Konfiguration von Koha

Einführung in Koha

  • Webseite: https://koha-community.org
  • Weltweites Open Source Projekt, gegründet 1999 in Neuseeland, heute mit Beteiligung von Unternehmen wie ByWater Solutions, Biblibre, Catalyst IT, PTFS Europe, Theke Solutions
  • Status des Projekts: Siehe Statistik bei Open Hub

Note:

Koha Dokumentation

Koha Demo

  • MARC21, Koha 20.05 bereitgestellt von schweizer Unternehmen "Admin Kuhn"

Installation von Koha 20.05

Die folgenden Befehle orientieren sich an der offiziellen Installationsanleitung.

Paketquellen für Koha registrieren

  1. Paketquelle hinzufügen
echo 'deb http://debian.koha-community.org/koha 20.05 main' | sudo tee /etc/apt/sources.list.d/koha.list
  1. Schlüssel hinzufügen
wget -q -O- http://debian.koha-community.org/koha/gpg.asc | sudo apt-key add -
  1. Paketquellen aktualisieren
sudo apt-get update

Koha und die Datenbank MariaDB installieren

sudo apt install koha-common mariadb-server

Domain meine-schule.org für Koha konfigurieren

sudo sed -i 's/DOMAIN=".myDNSname.org"/DOMAIN=".meine-schule.org"/' /etc/koha/koha-sites.conf

Apache Konfiguration

sudo a2enmod rewrite
sudo a2enmod cgi
sudo a2enmod headers proxy_http
sudo systemctl restart apache2

Eine Bibliothek in Koha erstellen

sudo koha-create --create-db bibliothek

Deutsche Übersetzung für Koha installieren

sudo koha-translate --install de-DE

"Plack" aktivieren für bessere Performance

sudo koha-plack --enable bibliothek
sudo koha-plack --start bibliothek
sudo systemctl restart apache2

Host-Datei ergänzen

echo '# Koha
127.0.0.1 bibliothek.meine-schule.org
127.0.0.1 bibliothek-intra.meine-schule.org
' | sudo tee -a /etc/hosts

Befehl, um generiertes Passwort herauszufinden

sudo koha-passwd bibliothek

Kopieren Sie das Passwort in die Zwischenablage.

Fertig?

Wenn die Installation erfolgreich war, dann sollten Sie mit dem Browser auf der virtuellen Maschine die Webseite http://bibliothek-intra.meine-schule.org aufrufen können. Dort sollte der Koha-Installationsassistent erscheinen.

Grundkonfiguration mit Tutorial

Wir verwenden ein Tutorial von Stephan Tetzel, das auf deutsch und englisch verfügbar ist:


Aufgabe: Bitte bearbeiten Sie das Tutorial, um die Grundkonfiguration von Koha vorzunehmen. Das Tutorial besteht aus 6 Kapiteln (die Links zu den weiteren Kapiteln sind immer am Anfang der Blogartikel):

  1. Installation und Einrichtung einer ersten Bibliothek
  • Die Grundinstallation haben wir bereits durchgeführt. Starten Sie in Kapitel 1 unter der Überschrift "Koha einrichten".
  1. Das bibliografische Framework
  • Hier bitte nur lesen, den Export/Import nicht durchführen.
  1. Grundeinstellungen
  • In der neuen Koha-Version 20.05 wurde der Parameter "OpacMainUserBlock" für die Willkommensnachricht von den Systemeinstellungen in das Nachrichten-Werkzeug verschoben (Werkzeuge > Nachrichten > Neuer Eintrag).

Optional:

  1. Buchaufnahme
  2. Drucken von Etiketten
  3. Ausleihkonditionen

Koha zurücksetzen (falls etwas total schiefgeht)

sudo koha-remove bibliothek
sudo apt purge koha-common
sudo rm -r /usr/share/koha
sudo rm -r /var/spool/koha
sudo rm -r /var/lib/koha
sudo apt install koha-common
sudo sed -i 's/DOMAIN=".myDNSname.org"/DOMAIN=".meine-schule.org"/' /etc/koha/koha-sites.conf
sudo koha-create --create-db bibliothek
sudo koha-translate --install de-DE
sudo koha-plack --enable bibliothek
sudo koha-plack --start bibliothek
sudo systemctl restart apache2
sudo koha-passwd bibliothek

Übung: Manuelle Bedienung

Aufgabe (20 Minuten): Damit Sie ein Gespür für das System erhalten, machen wir nun ein Minimalbeispiel für einen vereinfachten Bibliotheksworkflow:

  1. Buch erfassen
  2. Benutzer anlegen
  3. Buch an Theke ausleihen
  4. Buch an Theke zurücknehmen

Schauen Sie sich dabei auch ein wenig um, welche Optionen das Bibliothekssystem Koha bietet.

Buch erfassen

Start > Katalogisierung > Neuer Titel > Schnellaufnahme

  1. Neuer Marc Datensatz: Pflichtfelder ausfüllen
  • 000 und 008 werden automatisch befüllt beim Anklicken
  • In 245a muss ein Titel vergeben werden
  1. Exemplar hinzufügen
  • p - Barcode muss vergeben werden (sonst können wir später nicht ausleihen)
  • Unten Button "Exemplar hinzufügen" nicht vergessen

Benutzer anlegen

  • Start > Benutzer > Benutzer-Schnellerfassung
  • Hinzufügen Benutzer: Name und Ausweisnummer vergeben

Buch an Theke ausleihen

  • Oben im Suchschlitz Reiter Ausleihe wählen, Ausweisnummer eingeben und abschicken
  • Dann in Box "Ausleihe an" den Exemplarbarcode eingeben und Ausleihe abschicken

Buch an Theke zurücknehmen

  • Oben im Suchschlitz Reiter Rückgabe wählen, Barcode eingeben und abschicken

Übung: Datenimport

Aufgabe (20 Minuten): Koha verfügt über einige Schnittstellen. Hier ein kleines Beispiel für semi-automatische Erfassung ("copy cataloging"):

  1. Z39.50 Server einrichten
  2. "Copy Cataloging"
  3. Datenexport

Z39.50 Server einrichten

Start > Administration > Z39.50/SRU-Server / Neuer SRU-Server

  • Servername: GBV
  • Hostname: sru.gbv.de
  • Port: 80
  • Ausgewählt (Standardsuche): ja
  • Datenbank: gvk
  • Syntax: MARC21/USMARC
  • Codierung: utf8

Note:

  • Im Netzwerk der FHGR sind aus Sicherheitsgründen einige Ports gesperrt. Daher können wir mit unserer virtuellen Maschine einige Z39.50 Server wie z.B. von NEBIS auf Port 9909 nicht erreichen.

"Copy Cataloging"

Start > Katalogisierung > Import über Z39.50/SRU

  • Nach etwas suchen (z.B. Titel: open educational resources)
  • Bei gewünschtem Eintrag Aktionen > Import auswählen (oder vorher Vorschau prüfen, ob es der richtige Titel ist).
  • Im folgenden Katalogisierungsbildschirm können Sie versuchen zu speichern. Es muss aber auf jeden Fall noch der Medientyp in Feld 942c ausgewählt werden (ein Pflichtfeld).
  • Im nächsten Bildschirm einen Barcode vergeben und Exemplar hinzufügen.

Exkurs: Datenexport und Schnittstellen

  • Koha unterstützt dateibasierten Datenexport und diverse Schnittstellen.
  • Wir nutzen hier die Schnittstelle OAI-PMH.
  • OAI-PMH steht für Open Archives Initiative Protocol for Metadata Harvesting und ermöglicht regelmäßiges automatisiertes Abrufen von Änderungen.
  • Im Themenblock "Metadaten modellieren und Schnittstellen nutzen" gehen wir noch genauer darauf ein. Vorab: Was nützt es meiner Bibliothek?
    • Abruf der Daten zur Weiterverarbeitung (z. B. Discovery-System, Digitalisierung)
    • Erstellung von z. B. Regionalbibliografien oder Themenportalen
    • Aggregation für Verbundrecherchen
    • Datenbereitstellung für Digitalisierung, Hackathons, etc.

Übung: OAI-PMH

Aufgabe (20 Minuten): Aktivieren Sie die OAI-PMH-Schnittstelle und prüfen Sie, ob die von Ihnen erstellten Datensätze darüber abrufbar sind

Schnittstelle einrichten

Administration > Globale Systemparameter > Web Services

Schnittstelle abfragen

Literatur

Marktüberblick Bibliothekssysteme

Statistiken zum Markt USA/UK

Aktuelle Entwicklungen

  • Swiss Library Service Platform (SLSP) wird Alma (reines Cloud-Angebot, Server wird in Amsterdam stehen) einführen
  • Größte Open-Source-Alternative in Entwicklung: FOLIO
    • Open Source Bibliothekssystem der Open Library Foundation
    • EBSCO ist mit Abstand der größte Entwicklungsförderer von FOLIO
    • ByWater Solutions bietet (wie andere Firmen) Support und Entwicklungsdienstleistungen für FOLIO an

Alma im Vergleich zu Aleph und Koha

  • Eine Stärke von Alma ist das ERM (Electronic Resource Management). Aleph und Koha verfügen über kein integriertes ERM.
  • Alma ist auf dem aktuellsten Stand der Technik und bietet vorbildliche Programmierschnittstellen.
  • Alma ist cloudbasiert, d.h. zentrale Installation auf Servern von Ex Libris und regelmäßige Updates.
  • Kritiker befürchten langfristig Nachteile durch die Abhängigkeit vom Hersteller Ex Libris und dessen Marktmacht (Vendor-Lock-in).

Unterschiede zwischen wiss. und öff. Bibliothekssoftware

  • Traditionell gibt es große Unterschiede zwischen wissenschaftlichen und öffentlichen Bibliotheken (darunter Schulbibliotheken)
  • Bibliotheksmanagementsoftware für öffentliche Bibliotheken enthält oft Module für Veranstaltungsmanagement oder Content-Management (Webseiten), legt Schwerpunkte auf optischer Darstellung (Buchcover, Themenschwerpunkte) und bindet Plattformen für E-Books und Hörbücher ein.
  • Bibliotheksmanagementsoftware für wissenschaftliche Bibliotheken legt Schwerpunkte auf Erschließung, E-Ressourcen-Management (elektronische Zeitschriften) und komplexe Geschäftsgänge

Aufgaben

Bis zum nächsten Termin:

  1. Beitrag im Lerntagebuch zu dieser Lehreinheit
  2. Installation ArchivesSpace