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# Archivsystem ArchivesSpace
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## Nachträge zu Fragen und Hinweisen aus den Lerntagebüchern
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* Markdown ist formal betrachtet eine [Auszeichnungssprache](https://de.wikipedia.org/wiki/Auszeichnungssprache) ähnlich wie HTML, keine Programmiersprache.
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* Was ist der Sinn von Referenz-Links in Markdown? Hier ein Argument: "The point of reference-style links is not that they’re easier to write. The point is that with reference-style links, your document source is vastly more readable." https://daringfireball.net/projects/markdown/syntax#link
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* Speicherpunkte in VirtualBox heißen Snapshots (Momentaufnahme des Systems), nicht zu verwechseln mit Screenshots (Bildschirmfoto). Siehe auch Wikipedia-Artikel zu [Schnappschuss_(Informationstechnik)](https://de.wikipedia.org/wiki/Schnappschuss_(Informationstechnik))
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* Wir haben den Befehl `git pull` verwendet, um die aktuellen Lehrmaterialien zu laden, aber die Software `git` noch gar nicht kennengelernt. Bei Library Carpentry gibt es bei Interesse [eine ganze Übung dazu](https://librarycarpentry.org/lc-git/) und [in Kapitel 1 auch eine Erklärung](https://librarycarpentry.org/lc-git/01-what-is-git/index.html)
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* Koha beinhaltet kein Modul für die Verwaltung von elektronischen Ressourcen, lässt sich aber mit anderen Tools kombinieren. Siehe dazu Vortrag von Katrin Fischer [Koha und ERM - Optionen für die Verwaltung von elektronischen Ressourcen](https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0290-opus4-35840) auf dem Bibliothekartag 2018.
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* Zu MARC21: Stimmt, die hohe internationale Verbreitung ist ein starkes Argument. Bessere Standards, die sich dann nicht durchsetzen, machen die Lage vielleicht schlimmer. Siehe dazu auch xkcd comic: https://xkcd.com/927/
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## Metadatenstandards in Archiven
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### ISAD(G)
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* Als digitale Archivsysteme entwickelt wurden, orientierte sich die Datenstruktur an analogen Findmitteln wie Findbüchern und Zettelkästen
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* Ein wichtiger Verzeichnungsstandard im Archivwesen wurde 1994 (Revision 2000) eingeführt, die "International Standard Archival Description (General)" - kurz [ISAD(G)](https://de.wikipedia.org/wiki/ISAD(G)). Grundsätzlich gibt es hier eine mehrstufige Verzeichnung im Provenienzprinzip, um den Entstehungszusammenhang abzubilden.
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* Siehe Guidelines ab S. 19 und Anhang 2 S. 54: https://www.ica.org/sites/default/files/CBPS_2000_Guidelines_ISAD%28G%29_Second-edition_DE.pdf
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* Grenzen von ISAD(G):
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1. Ein einzelner Datensatz ist unter Umständen nur im Kontext verständlich (z. B. nur "Protokoll" als Titel)
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2. Die Tektonik ist eindimensional (keine Mehrfachzuordnung möglich)
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3. Der Standard enthält keine Vorgaben zur Digitalisierung oder zur digitalen Langzeitarchivierung
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* Um Normdateien verzeichnen zu können, wurde später ein ergänzender Standard "International Standard Archival Authority Record for Corporate Bodies, Persons, and Families" - kurz [ISAAR(CPF)](https://de.wikipedia.org/wiki/ISAAR%28CPF%29) verabschiedet. Dieser wird in der Praxis wegen dem Zusatzaufwand bei der Erschließung jedoch nur selten verwendet.
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* Aktuell ist ein neuer Standard ["Records in Contexts" (RIC)](https://de.wikipedia.org/wiki/Records_in_Contexts) in Entwicklung.
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### EAD
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* [Encoded Archival Description](https://de.wikipedia.org/wiki/Encoded_Archival_Description) (EAD) ist ein XML-Standard
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* Verschiedene Versionen: EAD2002 und EAD3 (August 2015 veröffentlicht)
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* Lässt viele Wahlmöglichkeiten, daher gibt es oft Anwendungsprofile, die genauer spezifizieren welche Werte zugelassen sind.
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* Anwendungsfälle: [Archives Portal Europa](https://www.archivesportaleurope.net/de/), Archivportal-D, Kalliope
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## Gastbeitrag Michael Gasser (Leiter Archive ETH-Bibliothek)
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ORCID: http://orcid.org/0000-0003-0390-1448
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Twitter: https://twitter.com/m_gasser
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Womit beschäftigt er sich aktuell?
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* Sessionvorschlag von Michael Gasser zum [Archivcamp](https://archive20.hypotheses.org/) kommende Woche: Wikidata – Nutzungsmöglichkeiten für Archive https://archive20.hypotheses.org/7358
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* Archive der ETH-Bibliothek Zürich umfassen sowohl Bildarchiv als auch das Hochschularchiv
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Präsentationsfolien in Moodle:
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https://moodle.fhgr.ch/mod/resource/view.php?id=245427 (zugriffsbeschränkt)
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**Überblick über die Systemlandschaft: Trennung zwischen Metadatenhaltung, Discovery, Online-Präsentation, digitaler Langzeitarchivierung**
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* Schaubild Metadatenflüsse der ETH-Bibliothek: Daten-Verbindungen zwischen den Systemen genauso wichtig geworden, wie die Systeme selbst
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* [x] Das Schaubild werden wir in der letzten Sitzung (10.12.) noch einmal mit den kennengelernten Open-Source-Tools vergleichen
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* Systeme werden von der ETH aktuell selbst gehostet und von der ETH Bibliothek administriert, ändert sich durch Projekt SLSP
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* Hochschularchiv: CMI Star; Bildarchiv: Canto Comulus (wird heute aus Zeitgründen nicht behandelt)
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* für die Online-Präsentation verschiedene Tools und darüber noch das übergreifende Suchportal der ETH-Bibliothek
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**Archivinformationssystem CMI STAR: Möglichkeiten und Grenzen von ISAD(G)**
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* In der Schweiz vor allem zwei kommerzielle Anbieter: scopeArchiv und CMI STAR
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* Wesentliche Elemente von ISAD(G): Provenienz, Tektonik
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**Aufgabe**
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«Einstein» im [Online Archivkatalog des Staatsarchivs BS](https://query.staatsarchiv.bs.ch/query/suchinfo.aspx)
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«Einstein Ehrat» in der [Archivdatenbank Online, Hochschularchiv ETH Zürich](http://archivdatenbank-online.ethz.ch/)
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Siehe auch ISAD(G) Guidelines: https://www.ica.org/sites/default/files/CBPS_2000_Guidelines_ISAD%28G%29_Second-edition_DE.pdf
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1. Welche Informationen werden auf der Trefferliste präsentiert?
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2. Welche Verzeichnungsstufen sind vertreten?
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* Mehrere Stufen vertreten, nach ISAD(G): Bestand, Serie/Aktengruppe, Untergruppe, Akte, Einzelstück/Einheit
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3. Sind die ISAD(G)-Informationsbereiche erkennbar?
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4. Decken sich die grundlegenden Informationen oder gibt es bemerkenswerte Unterschiede?
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5. Worin liegen die zentralen Unterschiede zu einem Bibliothekskatalog?
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**Weiter zu CMI STAR**
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* Im "Rich-Client" (Programm für die Mitarbeiter\*innen) wird die Erschließung anhand der ISAD(G) Informationsbereiche kategorisiert
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* Beinhaltet ein grafisches Mapping-Tool für den Import von Excel oder CSV. Wird verwendet, um Eingaben von Hilfskräften in Excel in das System zu importieren.
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**Grenzen von ISAD(G)**
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* Projektgruppe [ENSEMEN](https://vsa-aas.ch/arbeitsgruppen/projektgruppe-ensemen/) arbeitet an einer schweizerischen Ausprägung des neuen Standards [Records in Contexts](https://www.ica.org/en/records-contexts-german) (RiC), mit Beteiligung von Niklaus Stettler (FH Graubünden)
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* [x] Anfrage Niklaus Stettler für die Sitzung Linked Data am 11.12. zu RiC
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**Normdaten**
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* Wegen dem Bibliothekskontext (Archive der ETH-Bibliothek) ist die [GND](https://de.wikipedia.org/wiki/Gemeinsame_Normdatei)-ID von besonderer Bedeutung.
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* ETH Zürich ist eine selbständig archivierende Einheit der Bundesarchive *(ist das die formal korrekte Bezeichnung?)*, Unterlagen werden in Zürich gelagert (nicht in Bern)
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**Datenaustausch: Einbindung archivischer Verzeichungsinformationen in Discovery Systeme**
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* GND-basierte Verlinkungen: über [Entity Facts](https://www.dnb.de/DE/Professionell/Metadatendienste/Datenbezug/Entity-Facts/entity-facts_node.html) und über Vernetzungsinitiative [Metagrid](https://metagrid.ch)
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* Beispiel www.e-manuscripta.ch ist angebunden an verschiedene Quellsysteme: Aleph, scopeArchiv und CMI STAR
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* Anderes System in der Schweiz für Handschriften (Schwerpunkt auf Materialien vor 1600): https://www.e-codices.unifr.ch
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* Standard zum Austausch von Digitalisaten [IIIF](https://iiif.io/) hier auch implementiert
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* Langzeitarchivierung-Lösung: ETH Data Archive nutzt Infrastruktur
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**Informationsverlust – Informationsgewinn: Transformation und Anreicherung von Metadaten**
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... (bearbeiten wir später im Discovery-Teil)
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**Ausblick**
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* Swiss Library Service Platform (SLSP) soll 2021 live gehen und wird viele Grundfunktionalitäten abbilden
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* Umstieg von ISAD(G) auf RiC wird mit viel Aufwand verbunden sein, auch mit einem Systemwechsel. Wichtige Herausforderung dabei ist die Einbindung in die Linked Data Cloud.
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* Generierung von mehr Volltexten ist von Benutzerwartungen getrieben. Pilotprojekt zu Handwritten Text Recognition (s.o. Transkribus in e-manuscripta)
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* Automatisierte Anreicherung von Volltext: Projekte zu Named Entity Recognition bzw. Named Entity Linking
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* Virtueller Lesesaal: Bevorstehende Einführung beim Schweizerischen Bundesarchiv (Einsicht nach Anfrage)
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* Wikidata zunehmend interessant. Online-Findmittel werden verknüpft mit Wikidata-Einträgen über Property [Archives at](https://www.wikidata.org/wiki/Property:P485). Beispiel Albert Einstein: https://www.wikidata.org/wiki/Q937 (siehe unten "Archives at")
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**Diskussion**
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* Literaturempfehlung: Was sich Historiker*innen von Archiven wünschen: eine Umfrage – Digital Humanities am DHIP: https://dhdhi.hypotheses.org/6107
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## ArchivesSpace
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* Offizielle Beschreibung im Wiki: https://archivesspace.atlassian.net/wiki/spaces/ADC/overview
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* basiert auf den Standards [DACS](https://en.wikipedia.org/wiki/Describing_Archives:_A_Content_Standard), ISAD(G) und ISAAR(CPF)
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* unterstützt Import/Export in EAD, MARCXML und METS
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Aus [Fortbildungsmaterialien der NYU](https://guides.nyu.edu/ld.php?content_id=23461999):
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> What ASpace does and how do we use it:
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> * System of record for archival materials. Not everything is public, or open to staff, nor is it intended to be.
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> * Perform core archival functions: accessioning, arrangement and description
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> * Aid in public services
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> * Record and report location holdings information; stacks management
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> * Manage digital objects
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> * Produce access tools
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> * Statistics gathering, prioritization, holistic planning
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> * Contribute to various interdepartmental processes (preservation and digitization)
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### Installation
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Erstellen Sie zunächst vom aktuellen Stand einen Snapshot in VirtualBox, falls Sie Koha später noch weiter nutzen wollen. Stellen Sie dann den Snapshot vor der Installation von Koha wieder her.
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Für die Installation von ArchivesSpace steht wieder ein Notebook als Installationshilfe bereit: https://nbviewer.jupyter.org/github/felixlohmeier/bibliotheks-und-archivinformatik/blob/ed5b5aaa41528a91b3ffa40770c1d459a21395ac/03-archivesspace.ipynb
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### Anwenden
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* Einführungsvideos: https://www.youtube.com/playlist?list=PL3cxupmXL7WiXaHnpVquPrUUiLiDAMhg0
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* Beispieldaten für den Import von EAD: http://eadiva.com/ead-sample-prudence-wayland-smith-papers/
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### Alternativen
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* Access to Memory (Atom): https://www.accesstomemory.org
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## Zusammenfassung
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* Unterschiede zwischen Bibliotheks- und Archivsystemen
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* Bibliothek
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* Medium, Benutzerinteraktion (Ausleihe)
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* Software medienzentriert
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* Metadatenformat: MARC21, zukünftig BIBFRAME?
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* Archiv
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* Entstehungszusammenhang, eher stehender Bestand (auf Anfrage)
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* Software orientiert sich an analogen Findmitteln
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* Metadatenformat: EAD, zukünftig RiC
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* Herausforderung: Digitalisierung (Virtueller Lesesaal), Verknüpfungen/Mehrfachzuordnungen (Linked Data)
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* Herausforderung: Vernetzung von Systemen, Datenaustausch zwischen den Systemen (kommen wir später darauf zurück) |